Wissenswertes
Die Geschichte unserer Orgel
Die Orgel in der Augustusburger Stadtkirche ist im wahrsten Wortsinn „in die Jahre gekommen“. Das imposante Werk der Orgelbaukunst war 1896 von der renommierten Dresdner Orgelbaufirma Gebr. Jehmlich für die neu errichtete Stadtkirche St. Petri gebaut worden, nachdem die Vorgängerkirche 1893 vollständig ausbrannte. Damals war das neue Instrument mit seinen 38 klingenden Stimmen (Registern) und den über 2.500 klingenden Pfeifen eines der modernsten und imposantesten Instrumente unserer Gegend. Nachdem die Stadtkirche als erstes öffentliches Gebäude mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet wurde, erhielt auch die Orgel im Jahre 1912 einen elektrischen Motor.
Der verheerende erste Weltkrieg blieb auch für die Augustusburger Orgel nicht ohne Folgen: per Erlass der „Heeresverwaltung“ vom 10. Januar 1917 wurden die aus einer hochwertigen Zinnlegierung gefertigten Prospektpfeifen, das sind jene, die der Betrachter von außen an der Vorderseite der Orgel sehen kann, zur Verwendung in der Rüstungsindustrie beschlagnahmt. Die Orgel sei auch ohne diese Pfeifen zur Einstimmung eines Chorals und zur Begleitung des Gemeindegesangs noch genügend spielbar – so lautete die knappe Begründung der Heeresverwaltung.
Im Jahre 1930 konnten die fehlenden Pfeifen wieder ergänzt werden – aus Kostengründen allerdings nicht in Zinn sondern in Zink, das man äußerlich mit Silberbronze “optisch aufwertete“. Während dieser Zeit wurde von der Rochlitzer Orgelbaufirma Schmeisser auch der neue, für die damalige Zeit sehr moderne Spieltisch der Orgel gebaut.
In jenen Jahren wurden aber auch die ersten kritischen Meinungen zu dem Augustusburger Instrument laut: Die Disposition, also die Zusammensetzung der Register der Orgel, war zu stark von dem Klangideal der Romantik geprägt. Dieser orientierte sich am Klang des Sinfonieorchesters und war sehr „dick“ und zu grundtönig. Die Orgel eignete sich somit gut für die Interpretation von Kompositionen der Romantik, wie zum Beispiel Mendelssohn, Liszt und Reger, war aber für die Orgelmusik Bachs und seiner Zeitgenossen vollkommen ungeeignet.
Nachdem zu Beginn der fünfziger Jahre die Stadtkirche eine umfassende Innensanierung erfuhr, wurde die Orgel in den Jahren 1956 bis 1959 grundlegend überholt und auch die Disposition im erheblichen Umfang verändert, so dass nun auch die stilgerechte Darbietung der Werke Bachs möglich war.
Seit dieser sind über fünfzig Jahre vergangen – ein halbes Jahrhundert, das auch an der Orgel nicht spurlos vorüberging. Auf den Pfeifen und auch im Inneren der Orgel liegt eine dicke Staubschicht, die pneumatische Steuerung versagt häufig ihren Dienst, verschiedene Register sind mittlerweile ganz verstummt, eine exakte Stimmung der Pfeifen ist nicht mehr möglich. Alle Orgelspieler der Gemeinde sind sich einig: „Unsere Orgel bläst auf dem letzten Loch“.
Aus diesem Grunde hat sich im August 2009 der „Förderverein Orgel Augustusburg“ e.V. gegründet, der es sich zur primären Aufgabe gemacht hat, die grundlegende Überholung des Instruments auf den Weg zu bringen. Seitdem ist man auch ein gutes Stück vorangekommen: es steht fest, dass der Orgelbau noch in diesem Jahr beginnt. Den Zuschlag für die Arbeiten hat die Orgelbaufirma Wünning aus Großolbersdorf erhalten. Sie wird im Oktober 2011 das Instrument in alle seine Einzelteile zerlegen. Alle Pfeifen der Orgel, die komplizierte pneumatische Steuerung und auch der Spieltisch werden in der Werkstatt grundhaft überholt und vom Schmutz der vergangenen Jahrzehnte befreit. Voraussichtlich wird die Orgel dann im Juli 2012 wieder in neuer, alter Klangschönheit erklingen.
Derzeit bemühen sich sowohl Kirchenvorstand als auch Förderverein sehr darum, die Finanzierung dieser kostenintensiven Überholung zu gewährleisten. Die Gesamtausgaben liegen laut Kostenvoranschlag bei knapp 100.000,00 Euro. Trotz Zuschuss von der Landeskirche in Höhe von 20.000,00 Euro, erheblicher Eigenmittel der Kirchgemeinde, Einnahmen aus Benefizkonzerten, Spenden und einem Zuschuss von der Stadt Augustusburg ist die Finanzierung derzeit noch nicht gesichert.
Deshalb die herzliche Bitte an alle, die dieses Projekt unterstützen wollen, die Orgelmusik mögen, die das kulturelle Leben in unserer Stadt fördern wollen: Helfen auch Sie mit Ihrer Spende, die dringend notwendige Überholung der Orgel zu finanzieren. Ihre Spende können Sie auf folgendes Konto überweisen:
Förderverein Orgel Augustusburg e.V.
Konto: 3620004004
bei der Sparkasse Mittelsachsen
BLZ: 870 520 00
Selbstverständlich wird Ihnen für Ihre finanzielle Unterstützung gern eine Spendenquittung ausgestellt. Falls dies gewünscht ist, so vermerken Sie dies bitte zusammen mit Ihrer kompletten Anschrift auf der Überweisung.
An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an alle, die bisher für diesen Zweck gespendet haben oder auf andere Art und Weise das Projekt förderten. Zum gegebenen Zeitpunkt werden alle Geber an dieser Stelle nochmals erwähnt und Ihre Unterstützung gewürdigt.
Für Rückfragen steht der Vereinsvorsitzende Jörg Einert unter Telefon
(03 72 91) 6 88 89
selbstverständlich gern zur Verfügung.
Die Disposition unserer Orgel
Die Disposition der Orgel seit 1959:
Hauptwerk Oberwerk Pedal
Prinzipal 16´ Quintatön 16´ Subbass 16´
Gedeckt 16´ Salicional 8´ Prinzipalbass 16´
Wienerflöte 8´ Gemshorn 8´ Flötenbass 8´
Rohrflöte 8´ Gedeckt 8´ Octavbass 8´
Qintatön 8´ Rohrflöte 4´ Choralbass 4´
Prinzipal 8´ Prinzipal 4´ Clarine 2´
Spitzflöte 4´ Nassat 2 2/3´ Rauschpfeife 5fach
Octave 4´ Piccolo 2´ Trompetenbass 8´
Quinte 2 2/3´ Quinte 1 1/3´ Posaunenbass 16´
Flöte 2´ Sifflöte 1´ (vacat)
Octave 2´ Terz rep. 1/5´ (vacat)
Terz 1 3/5´ Mixtur 3fach
Mixtur 4fach Zimbel 2fach
Oktavzimbel 2fach Aliquot 2fach
Trompete 8´ Oboe 8´
Clarine 4´ (vacat)
Nebenregister:
Pedalkoppel zum I. Manual / Pedalkoppel zum II. Manual / Manualkoppel /
Oberoktavkoppel II - I / Unteroktavkoppel II - I / Oberoktavkoppel II - II /
Unteroktavkoppel II - II
Weitere Spielhilfen:
Freie Vorbereitung I / Freie Vorbereitung II / Tutti / Mezzoforte
sowie
„Handregister ab“ / Crescendo-Walze /
Schweller zum Echowerk